Es muss nicht immer Koh Samui oder Phuket sein: Bei Ausflügen in Thailands Nationalparks entlocken Besucher der beliebten Reisedestination ihre letzten Geheimnisse.

Schon wieder ein Reisebericht über Thailand? Kaum ein anderes Fernziel ist bei den Deutschen so beliebt wie das Land des Lächelns und wird deswegen auch gerne als Traum-Destination vorgestellt. Meistens beschränkt sich die Berichterstattung jedoch auf bereits bekannte Orte wie Koh Samui und Phuket. Keine Frage, das sind schöne Ziele, die vor allem für Liebhaber des Pauschaltourismus alles bieten, was das Herz begehrt. Allerdings ist in diesen Orten mit dem Massentourismus leider die Ursprünglichkeit des Landes verloren gegangen. Und deswegen: Ja, schon wieder Thailand! Und zwar abseits der ausgetretenen Pfade.

Der Erawan-Wasserfall im Erawan National Park.

ERAWAN NATIONALPARK

Wer das Besondere Thailands kennenlernen will, darf nicht verpassen, einen Nationalpark oder ein Marine-Schutzgebiet zu besuchen. Diesen Status erhält ein Areal nur, wenn es eine einzigartige Schönheit oder eine Flora und Fauna von besonderer Bedeutung enthält. Insgesamt 150 Stück mit einer Gesamtfläche von mehr als 70.000 Quadratkilometern – das entspricht in etwa der Größe Irlands – laden Reisende ein, sich auf unverbrauchte Natur und ein kleines bisschen Abenteuer einzulassen. Ein kleines bisschen deshalb, weil einige der Nationalparks wie geschaffen für Tagesausflüge und Regenwald-Anfänger sind. Dazu gehört auch der Erawan Nationalpark. Er liegt in der Provinz Kanchanaburi rund 160 Kilometer westlich von Bangkok entfernt. Von der Hauptstadt aus ist er leicht mit dem Zug und Überlandbussen in etwa drei Stunden zu erreichen. Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht nur günstig, sondern auch spannend. Es gibt drei Klassen – und vor allem bei kurzen Strecken sind die einfachen Zug-Abteile zu empfehlen, die Thais mit Kind und Kegel selbst nutzen. Sie entpuppen sich als Erlebnis, von denen jeder zuhause erzählen wird.

Der Eintritt im Erawan Nationalpark kostet 300 thailändische Baht (umgerechnet etwa 7,30 Euro). Es dauert nur wenige Schritte, bis Besucher sehen können, dass jeder Cent, pardon jeder Satang, seine Ausgabe Wert ist. Denn die Hauptattraktion des Parks sind die Erawan-Fälle – eine Serie von Wasserfällen, die sich auf sieben Etagen erstreckt. Auf jeder dieser Stufen ergießt sich das Wasser in weißem Schwall über Gestein und sammelt sich in smaragdgrün schimmernden Teichen. Besonders die ersten beiden Teiche sind bei den Thais sehr beliebt, aber wer entlang der Wasserlinie auf dem festen Erdboden Etage für Etage weiter nach oben wandert, wird spätestens ab dem vierten Wasserfall das Naturspektakel so gut wie für sich allein haben.

CHALOEM RATTANAKOSIN NATIONALPARK

Wer sich ohnehin schon in Kanchanaburi befindet, sollte sich auf keinen Fall einen wahren Geheimtipp entgehen lassen: den Chaloem Rattanakosin Nationalpark. Es ist der kleinste Nationalpark Thailands und selbst in Reiseführern wird er oft vernachlässigt. Völlig zu unrecht, denn für 200 Baht Eintritt bietet der Park einen wunderschönen Wanderweg durch einen Primärdschungel. Die Hauptattraktion ist eine 300 Meter lange Höhle direkt an der Parkverwaltung, danach geht es mit leichter Steigung durch dichten Regenwald. Besonders für Familien eignet sich ein Ausflug, denn der Pfad ist auch für Kinder leicht zu besteigen. In rund zwei Stunden sieht man dabei wilde Affen, bunte Vögel und spannende Insekten.

28 Grad warm und spiegelglatt: Der Chip-Lan-See im Khan So Nationalpark ist ein Paradies für Schwimmer. In kleinen Bungalows kann zwischen den Kalksteinbergen sogar übernachtet werden.

KHAO SOK NATIONALPARK

Von Kanchanaburi aus geht es etwa zehn Stunden mit dem Zug nach Surat Thani. Für eine so lange Fahrt lohnt sich ein Ticket der besseren Klassen, was in der Regel aber nicht teurer als 15 Euro ist. In Surat Thani angekommen, steigt man in den Bus zum Khao Sok Nationalpark um. Für Wanderer hält dieser tolle Wege bereit, die mit etwas Glück vorbei an Nashornvögeln und Makaken führen. Wer sich aber lieber auf dem Wasser aufhält, für den dürfte eine Tour zum Chieo-Lan-See genau das Richtige sein. Der See entstand 1982 durch den Bau eines Staudamms und ist doppelt so groß wie

der Chiemsee. Aus ihm heraus ragen Hunderte spitz zugehende Kalksteinberge, die mit dichtem Grün bewachsen sind. Zusammen mit dem spiegelglatten Wasser ergeben sie eine wunderschöne mystische Inselwelt, ähnlich wie in der berühmten vietnamesischen Halong-Bucht. Mit einem Boot werden Besucher über das glasklare, 28 Grad warme Wasser gefahren, damit sie in kleinen Buchten schwimmen können.

ANG THONG MARINE NATIONALPARK

Wer jetzt denkt, dass so ein See schön und gut ist, aber zu einem Thailand-Aufenthalt auf jeden Fall ein Strand gehört – der hat vollkommen Recht. Zurück in Surat Thani bringen Fähren die Urlauber auf die Inseln Samui, Phangan und Tao. Von dort aus geht es mit Booten in den Ang Thong Marine Nationalpark. Das Schutzgebiet ist ein Archipel im Golf von Thailand mit 42 kleinen Inseln. Bereits bei der Fahrt dorthin, bleibt Besuchern der Mund vor Bewunderung offen stehen. Die vielen Inseln sind umgeben von weißen Stränden und schauen aus tiefblauem Wasser hervor. Die Szene sieht so schön aus, dass man glauben könnte, sie sei nicht echt. Wer einen Tagestrip geplant hat, muss ihn vor allem in der Hauptsaison mit zahllosen anderen Touristen teilen. Wer allerdings etwas mehr Zeit mitgebracht hat, kann auf einer der Inseln ein Zelt oder einen Bungalow mieten; meist bleiben nur wenige über den Sonnenuntergang hinaus. Und so ist sie selbst in Thailand, einem der meist bereisten Länder der Welt, noch möglich: eine Nacht auf einer einsamen Insel.