Myanmar ist für viele Touristen noch immer ein unbekanntes und geheimnisvolle Land. Dabei lockt das frühere Birma mit atemberaubenden Landschaften und tausenden Tempeln.

Die viel besungene und beschriebene Straße nach Mandalay, der ehemaligen Königsstadt im Zentrum von Myanmar – viele kennen das Land noch unter dem Namen Birma –, entpuppt sich vom Flughafen als lang und staubig, bis man sich dem Stadtzentrum nähert. Je näher man kommt, desto wuseliger wird es links und rechts entlang der Straße: Mopeds, hupende Autos, Fahrräder und Marktstände. Die ersten kleinen Tempel geben einen kleinen Eindruck von dem, was den Besuchern auf der Reise in diesem doch eher noch unbekannten ostasiatischen Land erwarten mag.

Ob zu Fuß, mit einem alten, klapprigen Fahrrad oder per Taxi lassen sich alle Sehenswürdigkeiten erreichen. Zunächst können die Werkstätten der berühmten Goldschläger besichtigt und das harte Handwerk näher betrachtet werden. Nach einem Besuch des Königspalastes im Zentrum der Stadt geht es weiter zur Kuthodaw-Pagode, um die 729 pavillonartigen Tempel zu bewundern, in denen je eine weiße, beschriebene Marmorplatte steht, die die gesamte buddhistische Lehre umfasst. Die Pagode wird auch das „größte Buch der Welt“ genannt. Einen Steinwurf entfernt befindet sich das Shwenandaw Kloster, welches als einziges, größeres Gebäude vom originalen Königspalast in Mandalay übrig geblieben und mit wunderschön geschnitzten Figuren und einzigartigen Blumenornamente verziert ist.

BARFUSS UND MIT TASCHENLAMPE DEN BERG HINAUF

Zum Abschluss des Tages zieht es viele Besucher auf den Mandalay Hill zum Sonnenuntergang. Barfuß und mit Taschenlampe ausgerüstet geht es viele Treppen den Berg hinauf, von wo sich von verschiedenen Terrassen ein wunderschöner Ausblick über Mandalay und die umgebende Landschaft genießen lässt. Nach dem Abstieg lässt sich der Tag in einem der immer mehr verbreiteten BBQ-Biergärten ausklingen.

Mandalay eignet sich auch hervorragend für Tagesausflüge. So kann man zum Beispiel für rund 40 Dollar einen Fahrer für den Tag mieten, der einen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten fährt. Angefangen in den frühen Morgenstunden im Süden der Stadt an der Mahamuni-Pagode: Die hier beherbergte Mahamuni-Statue ist eine der meistverehrtesten Figuren Myanmars, die im Laufe der Zeit fast bis zur Unförmigkeit mit Blattgold bedeckt wurde. Dann geht es weiter Richtung Sagain mit seiner spektakulären Dichte an Tempeln und Pagoden sowie Klöstern zwischen den Hügeln am Ufer des Ayeyarwaday. Ein weiterer Stopp auf der Route ist Mingun. Hier zeugen die Überreste der Mantara Gyi-Pagode davon, dass dort die einst größte Pagode der Welt errichtet werden sollte. Zudem beherbergt das kleine Örtchen die größte funktionstüchtige Glocke der Welt.

Der nächste Halt der Tour ist Inwa. Mit einem kleinen Fährboot werden Besucher zum Dorf gebracht, wo schon eine Schar von Pferdedroschken auf sie warten. Dies ist fast das einzige Transportmittel, neben dem ein oder anderen Moped, welches die Touristen zu den verschiedenen Pagoden der ehemaligen Palastanlage karrt. Zum Abschluss des Tages wartet die Amarapura Bridge, auch U-Bein Brücke genannt, zu einem schönen Sonnenuntergangsspektakel. Die längste Teakholzbrücke der Welt kann am besten von kleinen Ruderbooten aus inspiziert werden, die am Rande des Ufers warten.

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MIT DEM BOOT NACH BAGAN

Weiter geht es auf der Reise von Mandalay mit dem Schiff – ein besonderes Highlight und Fortbewegungsmittel. Die alten Dampfer entschleunigen wirklich: In aller Ruhe geht es für rund elf Stunden von Myanmar über den Ayeyarwady Fluss bis nach Bagan, einer historischen Königsstadt mit mehr als 2.000 erhaltenen Tempeln. Hier vor Ort macht es Spaß, mit gemieteten Elektrorollern und einer Karte selbst die Ebene zu erkunden und die vielen Tempel zu besichtigen. Ein kleiner Tipp für Entdecker: Nicht selten zaubern Einheimische gegen ein kleines Trinkgeld einen Schlüssel aus der Tasche, der ein eisernes Tor öffnet und das Innere der Tempel preisgibt.

Besondere Beachtung finden unter anderem die Ananda oder Shwezigon Pagode oder aber der höchste Tempelbau Thatbyinnyu und der Stupa mit der schönsten Aussicht Shwesandaw. Bekannt ist Bagan auch als Fotomotiv mit seinen Heißluftballons, die bei Sonnenaufgang über die Ebene gleiten. Greift man ein wenig mehr in die Tasche, ist eine Fahrt über die Tempelfelder im Morgengrauen ein tolles Erlebnis. Nicht weniger beeindruckend ist es, dieses allmorgendliche Spektakel vom Boden oder von einer Pagode aus zu beobachten. Leider zerstörte ein Erdbeben Ende 2016 mehr als 400 Tempel, so dass viele Tempel zurzeit restauriert werden und noch nicht wieder in ihrem ursprünglichen Charm erstrahlen.

Empfehlenswert ist ein Tagesausflug mit einem Sammeltaxi ab Bagan zum beliebten Mount Popa, einem wichtigen burmesischen Wallfahrtsort für die Verehrung der 37 Nats (Geister). Schon von weitem ist der markante 737 Meter hohe Vulkankegel mit dem auf der Spitze thronenden Kloster zu sehen. Am Ziel angekommen, wartet eine ganze Horde frecher Makaken auf die Besucher, die ihnen beim Aufstieg hoffentlich von Einheimischen gekaufte Futtertütchen anbieten. Aber Vorsicht! Beim rund 30-minütigen Aufstieg zur Spitze sollte man genau acht geben, wohin man tritt. Denn wo ein Makake, da sind auch die Makakenhinterlassenschaften nicht weit.

PER NACHTBUS ZUM INLE-SEE

Weiter geht es im Nachtbus: Nach etwa zehn Stunden erreichen wir das Örtchen Nyaungshwe, nördlich vom Inle-See gelegen. Die Fahrt auf dem See ist ein Muss und die lange Tour bis zu den Pagoden von Indein empfehlenswert – auch, wenn dem Ganzen ein gewisser Kaffeefahrtcharakter nicht abzusprechen ist. In einem schmalen Boot geht es vorbei an schwimmenden Gärten, an auf Stelzen gebauten Häusern am Rande oder mitten auf dem See. Hinzu kommen viele Stopps, unter anderen beim schwimmenden Markt und in verschiedenen Werkstätten, wie einer Silberwerkstatt oder Weberei. Die Handwerksbetriebe sind fast wie eine Reise ins Mittelalter: Die Webstühle in der Tuchmacherei sind – wie auch die Arbeit an ihnen – reif fürs Museum. Auch die Messerschmiede in kurzen Hosen und Badelatschen gibt es in Deutschland wohl so nicht. Als Höhepunkt der Tour verabschieden sich die berühmten Einbein-Fischer im Licht der untergehenden Sonne. Auf schmalen Booten balancierend schlingen sie ein Bein um das Ruder und bewegen es im Stehen. So haben sie eine Hand frei für ihre Fischreuse und die Touristen bekommen ein Foto gegen ein kleines Trinkgeld.

Ein längerer Aufenthalt am Inle-See lädt auch hier zu Tagesausflügen oder besonders zu Trekkingtouren ein – etwa von Kawlaw zu Fuß nach Nyaungshwe, einer Radtour zu einem nahegelegenen Weingut oder ein Ausflug mit dem Taxi durch eine wunderschöne, an eine Voralpenlandschaft erinnernde Szenerie zu den Pindaya Höhlen. Hier erwartet die Besucher ein in einer Kalksteinhöhle gelegener beliebter Wallfahrtsort der Burmesen, der mehr als 8000 Buddhastatuen in vielen verschiedenen Posen, Größen, Formen und Materialien beherbergt.

YANGON – MYANMARS WIRTSCHAFTSZENTRUM

Auf unserer Myanmar-Reise geht es für rund zehn Stunden im Bus nun nach Yangon, von den Briten während der Kolonialzeit Rangoon genannt. Bis 2005 Hauptstadt des Landes, ist sie heute das wirtschaftliche Zentrum Myanmars. Die Stadt ist vom Buddhismus und von der Kolonialherrschaft Großbritanniens geprägt. So vermischen sich in Yangon auf der einen Seite Kolonialarchitektur, die einmal eine prächtige Zeit gesehen hat und nun dem Zerfall entgegenblickt, auf der anderen Seite buddhistische Tempelanlagen, die teilweise schon 200 Jahre v. Ch. gebaut wurden. Hochhäuser, dichter Verkehr, Straßenstände, Restaurants, Läden, schicke Nobel-Hotels neben baufälligen kleinen Hostels gehören ebenso zum Stadtbild wie Galerien und billige Ramschläden. Dies macht Yangon zu einem einzigartigen Treffpunkt asiatischer und westlicher Kultur. Auch hier spielt sich das Leben auf der Straße ab, speziell im Zentrum des indischen und chinesischen Viertels. Rechter Hand von der Sule-Pagode ausgehend, die sich auf einem Kreisverkehr mitten im Zentrum befindet, erstreckt sich Little India mit seinen vielen Restaurants und Shops entlang der Anawratha Road sowie China-
town entlang der Mahabandoola Road.

Nahe des Kandawgyi Sees oberhalb des Zentrums ist aber wahrscheinlich das Highlight der Myanmar-Reise zu finden: die Shwedagon Pagode. Goldglänzend und erhaben thront sie auf einer Anhöhe über der Stadt. Der Stupa ist mit 60 Tonnen Goldplatten belegt und mit tausenden Diamanten, Rubinen und Saphiren verziert. Der größte Diamant mit 76 Karat krönt die Spitze des Hauptstupa. Einheimische und Touristen vermischen sich beim Rundgang um die imposante Pagode; Guides bieten ihre Dienste an und Mönche freuen sich über eine milde Gabe.

GUT ZU WISSEN

VISUM: Myanmar lässt sich nur mit gültigem Visum bereisen, welches bei der Botschaft in Berlin beantragt werden kann. Die Verweildauer für Touristen im Land beträgt 28 Tage. Es besteht aber auch die Möglichkeit, ein eVisum online für 50 Dollar zu beantragen. Dieses ist allerdings nur an bestimmten Grenzübergängen gültig.

ANREISE: Zurzeit gibt es noch keine Direktflüge von Deutschland nach Myanmar. Die günstigste Verbindung führt über Bangkok (beispielsweise mit Lufthansa, Ethihad oder Thai-Airways). Von Bangkok geht es mit Bangkokair, Nokair, ThaiLionAir oder Airasia weiter nach Yangon oder Mandalya. Für den Zwischenstop bietet sich eine Nacht in Bangkok an. Ein Hotel entlang der Airport Rail Link (Flughafen BKK – Suvarnabhumi) sorgt für eine schnelle, unkomplizierte Weiterreise.

GELD: Alltagswährung ist Kyat. Zwar gibt es in den meisten größeren Städten mittlerweile auch einige Bankautomaten, doch sollte man stets ausreichend Bargeld dabei haben. Mancherorts lassen sich auch Euro umtauschen. In vielen Hotels lässt sich mit Kreditkarte bezahlen. Bei Eintritten in den verschiedenen Regionen Myanmars, aber auch an vielen Pagoden, wird eine Gebühr erhoben, die im Bus oder an kleinen Stationen eingesammelt wird. Oft wird eine Fotogebühr von 300-500 Kyat in bar verlangt.

KOMMUNIKATION: Wahrscheinlich funktioniert die heimische SIM-Karte fürs Smartphine nicht oder deren Nutzung ist sündhaft teuer. Einfach eine Karte vor Ort kaufen (elenor, Ooredoo oder die staatliche Gesellschaft MPT) und lossurfen. Eine Registrierung mit Reisepass ist seit 2017 Pflicht. Die meisten Hotels und sogar Restaurants und Cafés bieten Wifi an. Dies ist praktisch, wenn man vor Ort das nächste Hotel buchen möchte, beispielsweise über www.agoda.com.